Forum

Thema: "Armutsatlas"


Venganza
19.05.2009 0:19
Gast
der paritätische gesamtverbnd hat einen armutsatlas für deutschland veröffentlicht.

und wie zu erwarten, gehört MV, zusammen mit den anderen "neuen" bundesländern, zu den absoluten schlusslichtern.

aber seht selbst:
http://www.armutsatlas.de/


macht einen echt traurig.

das vermeintliche argument "zieh doch woanders hin, wo du mehr bekommst" kann man da nicht ernstnehmen. man kann ja beispielsweise den kompletten pflege- und dienstleistungssektor in andere gegenden verlegen. dienstleistungen werden nunmal vor ort benötigt und nicht irgendwo in "timbuktu".

Der Kaui
19.05.2009 1:33
Spion Team
wir gehören zu den schlusslichtern?? wir sind mit abstand das größte schlusslich überhaupt

krass

Der Kaui
19.05.2009 1:43
Spion Team
ich glaub die erläuterung ist noch ganz wichtig dabei, und eher noch erschreckender..

Der zweite und dritte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung orientiert sich an einem relativen Einkommensbegriff, bei dem die Armutsgrenze – der Bericht der Bundesregierung spricht von „Armutsrisikoquote" – auf 60 Prozent eines mittleren Einkommens (Medianeinkommen) festgelegt wird.(1) Der Armutsatlas folgt dieser allgemein anerkannten Definition von Armutsgrenze, die auch innerhalb der Europäischen Union als verbindlicher Indikator zur Armutsmessung gilt.

Die Bevölkerung setzt sich aus den unterschiedlichsten Haushaltsformen und -größen zusammen. Wenn gesamtgesellschaftliche Einkommensvergleiche und Armutsberechnungen durchgeführt werden sollen, müssen die Haushalte – entsprechend ihrer Größe und Alterszusammensetzung – durch Gewichtungsfaktoren, sogenannten Äquivalenzziffern, geteilt werden, um die Wohlstandspositionen der einzelnen Haushaltsmitglieder zu bestimmen.(2)


zzgl. der tabellarsishen auswertung, einmal nur am einkommen und einmal unter berücksichtigung der gestiegenen verbraucherpreise:




Der Kaui
19.05.2009 1:48
Spion Team
das würde mal grob nachgerechnet bedeuten das das mittlere einkommen in nem singlehaushalt bei knapp 1200€ netto liegt

is schon krass.. soviel haben viele nichtmal brutto hier in der gegend...

Venganza
19.05.2009 7:21
Gast
bitte nicht drauf festnageln, aber ich habe da noch irgendwas im hinterkopf (irgendwo gelesen), dass das durchschnittliche realeinkommen in MV um die 860,- im monat liegt.

schon traurig und beängstigend, wenn man mal bedenkt, wo das hinführen soll.
- man soll von dem geld überleben können
- man soll mit dem geld seine miete, strom, wasser und heizung bezahlen
- man soll von dem geld altersvorsorgte betreiben
- man soll von dem geld anfallende rechnungen (nebenkostenabrechnungen, versicherungen, ggf. autoreparatur...) bezahlen
- man muss von dem geld dann auch noch irgendwie zur arbeit kommen
- und was danach übrig ist, soll man sparen, oder es ausgeben um zu konsumieren

schon toll. nur ist schon ab der mitte der oben genannten punkte oftmals das geld weg. immerhin haben wir nichtmehr lebensmittel- und einergiepreise wie vor 50 jahren. die preise steigen fast monatlich.

und was tut der staat ?
fördert das weitere lohndumping und schrumpfende einkommen auf kosten der arbeitnehmer durch sogenannte kombilöhne aus sklavenlohn und hartz-4-aufstockung.
einfach gesagt:
der staat schießt das zu, was der arbeitgeber nicht zahlen will, damit die arbeitnehmer trotz arbeit dann knapp auf das niveau eines nichtarbeitenden ALG-2-empfängers kommen.

ich habe eine etwas drastische meinung dazu:

wer für noch weniger, als das alg-2-niveau, arbeiten geht, fördert das lohndumping ebenso, wie die arbeitgeber, die zwecks gewinnmaximierung nicht mehr zahlen wollen. die leute sind also selbst schuld, dass die löhne nicht steigen.
doch leider haben zu wenige leute wirklich den hintern in der hose um zu sagen, dass sie für so wenig geld nicht arbeiten gehen, oder mal nur eine arbeitsleistung abliefern, die der geringen bezahlung entspricht (würde dazu führen, dass in allen call centern bei uns wohl nur noch 1 stunde pro tag wirklich gearbeitet wird).

würden die leute also nicht für sklavenlöhne + hartz-4aufstockung arbeiten gehen, würden auch die löhne steigen, weil schließlich personal benötigt wird und sich die arbeit nicht von alleine erledigt.

und zu was würde das führen ?
die löhne würden steigen, die leute hätten mehr geld in der tasche, die leute würden dadurch mehr konsumieren / einkaufen, es müssten mehr waren und dienstleistungen geliefert werden, was wieder zu mehr arbeitsplätzen und mehr leuten mit mehr geld in den taschen führt, die dann wieder mehr einkaufen.
aber das wollen wohl die meisten nicht.

Der Kaui
19.05.2009 14:09
Spion Team
naja die rechnung ist ziemlich blauäugig für meine verhältnisse.

1. wollen viele einfach arbeiten um eben nicht als "hartzer" da zu stehen
2. müssen viele solche jobs annehmen weil sie snst nämlich überhaupt keine förderung mehr vom amt bekommen
3. gibt es viele junge menschen die erst erfahrungen sammeln müssen weil sie sonst nie nen anderen job bekommen wenn sie 10 jahre lang nach der ausbildung arbeitslos waren.

die kombi und dumpinglöhne sind eher ein moralisches problem...

zur integration nach langer arbeitslosigkeit, für anfänger oder zur kriesenüberwindung, sind die modelle durchaus sehr fortschrittlich, aber sie werden halt ausgenutzt von den arbeitgebern.

desweiteren irritiert mich eine tatsache..

es gibt eine dem staat bekannte armutsgrenze die sich an einem mittleren einkommen orientiert.
bei der berechnung von ALG 1 und 2 allerdings findet diese keine beachtung und viele gehen mit weniger nach hause. der staat schafft also direkt armut und heult später rum das was getan werden muss.

ich finde nicht mal nen gesetzlichen mindestlohn wirklich sinnvoll. klar hätten dann alle mehr geld, aber wenn alle mehr haben, was passiert? richtig, es wird wieder alles teurer und die armen werden noch ärmer und können sich noch weniger leisten.

viel sinnvoller wäre ein eingriff in die zinsbelastung bei der kreditvergabe und eine art "gemäßigte" preiskontrolle.

dieses könnte sich direkt am wirtschaftswachstum und am leitzins orientieren und z.b. verbieten zinsen oder preissteigerungen über einem bestimmten niveau zu erlauben. das sprichwort, weniger ist mehr, findet dort für meine meinung einen guten ansatz und würde dann tatsächlich auf dauer mehr umsatz und mehr steuern bringen.

MichBeck
20.05.2009 8:05
Spion Team
richtig aber ein derartiger eingriff in die Preispolitik der Unternehmen wäre schon eine ziemlich starker Einschnitt in die Marktwirtschaft.. ich bezweifle das sich sowas in einer "Nicht-Planwirtschaft" überhaupt realisieren lässt auf dauer

Der Kaui
20.05.2009 8:57
Spion Team
eben, das tut es nicht wirklich.. aber denkbar wäre sowas um in "kriesenzeiten" den erhalt von lohn und brot zu sichern, wenn man es evtl. zeitlich begrenzt ausführt, bis bruttosozialprodukt und co wieder auf ein normalmaß kommen.

eingreifen tut der staat ohnehin schon sehr sehr heftig, und an der stelle wäre es tatsächlich mal angebracht.. zumindest als pficht derer, die milliarden an staatlicher hilfe annehmen. wer gut wirtschaftet, der muss auch nicht in die pflicht genommen werden, aber dieses bankenpatriarchat bremst vieles auch schon so aus.

meine meinung...

MichBeck
20.05.2009 11:08
Spion Team
aber du kannst doch nicht von einem unternehmen in zeiten der krise verlangen das es, wenn die aufträge wegbleiben plötzlich mehr für die angestellten ausgibt.. das ist doch paradox

Der Kaui
20.05.2009 13:00
Spion Team
das hab ich auch nicht gemeint.. mir ging es um preissteigerungen, das heißt zulieferer und produzenten sollen ihre preise generell an gültigen wachstumszahlen der wirtschaft orientieren und nicht blank erhöhen.. mir fallen dort als bestes beispiel die tankstellen ein, die (natürlich nieeeeeemals) kartellmäßige absprachen untereinander führen um benzinpreise hoch zu treiben (ok sind mehr die konzerne als die einzelnen tankstellen)..

mit welcher berechtigung können denn preise aufgrund eines steigenden rohstoffpreises innerhalb von stunden ansteigen, wenn das öl was dort an der börse gehandelt wurde erst in drei monaten aus der säule fließt??

geht man den umgedrehten wege das es billiger wird, dann macht sich das auch nicht sofort bemerkbar.. mal ganz abgesehen von der ölkrise die zu jedem feiertag erneut auftritt^^

Joetho
20.05.2009 13:17
Gast
MV ist wieder da angelangt, wo es vor dem Kriege war. Traurige wahrheit.

Venganza
21.05.2009 10:19
Gast
tja, und es geht immer weiter bergab.

interessant auch die überlegungen, die teilweie schon getätigt werden.

"wozu noch in eine region investieren, aus der jeder, der es irgendwie kann, wegzieht?" äußern da schon einige. genau, einfach noch unattraktiver für alle machen, und auf diese weise dann die letzten auch noch irgendwie wegekeln.

wenn das so weitergeht, kann man MV als großen friedhof gestalten. ein land, in das die alten nur noch zum sterben kommen, kein mensch über 70 anzutreffen ist, und von 16 bis 8uhr nachtruhe herrscht.

Blurboy
28.05.2009 8:57
Gast
durchschnittliche realeinkommen in MV um die 860,- im monat liegt.

Aber doch nicht von Arbeitnehmern, oder wie? Da sind dann doch Arbeitslose und HArtz4 mit einberechnet oder?

Das manso handelt das man absichtlich Leute verkrault ist doch nicht dein Ernst oder?
Ich meine Mv hat nat. nicht viel zu bieten um große Firmen anzulocken, und das man mit gernigen Lohnkosten wirbt ist nat. überhaupt kein Rumesblt, abber mal ehrlich wie soll man da gegen steuern aus Landesebenensicht?

Der Kaui
28.05.2009 13:10
Spion Team
Ich meine Mv hat nat. nicht viel zu bieten um große Firmen anzulocken

da sehe ich etwas anders. MV hat sogar sehr viel zu bieten.. gerade von der infrastruktur.. wir sind an nahezu alle verkehrswege angebunden und haben ein ganzes land voller wasser und küste..

gerade für firmen die in den norden und osten stark exportieren oder daher importieren, könnten sich hier ansiedeln.

desweiteren sind wir touristisch extrem interessant, was nicht zuletzt die ansiedelung von namhaften hoteleriebetrieben wie kempinski zeigen..

außerdem ist unser lanf mit städten sehr gut abgedeckt, die alle ihr eigenes potential und ihre spezialitäten haben.. schwerin, mit der nähe zur politik.. wismar,rostock und stralsund als gut verteilte hafenstädte und neubrandenburg als "tor zum osten".

wir sind für die landwirtschaft interessant und es gibt ne menge immobilien zum erwerb oder ne menge platz zur neuansiedelung sowohl für industrie als auch für zu schaffenden wohnraum..

und das gutgehenst gefördert wird, sieht man z.b. an liebherr, die ne menge unterstützung bekommen haben als sie hier her gekommen sind.

erst ganz zum schluss würde ich dann noch die (im vergleich zu bayern) eher geringen lebenshaltungskosten und das natürlich etwas niedrigere lohnniveau anführen.

es gibt faktisch also keinen grund nicht hier nach MV zu kommen

Blurboy
28.05.2009 14:31
Gast
Kaui mal abegesehen von der A20 ist die Infrakstruktur doch echt schwach und auf dem Seeweg also export ist momentan auch nix zu wuppen.

Für Tourismus ist das LAnd nat. geeignet, aber will und kann man davon leben?

Andere Branchen haben´s da denke ich schwere zumal wie du sagst gibt es viele Stäft aber kaum Leute geschweige den Kaufkraft (Teufelskreis).

Förderungen bekommst du in den ganzen neunen Bundesländer nicht umsonst läuft es in den gr. Oststädten wie (halle/Leipzig/dresden/Magdeburg) ganz gut.
Da bekommst ordentl.Förderung, sind Menschenmassen und bist fix durch gute Ab Verbindungen im westen und das beste die polnischen Arbeiter wohnen auch nicht weit weg.

Muhlsen
28.05.2009 14:45
Gast
also ich muss kaui da zustimmen........mv ist für viele unternehmen sehr interessant. und wer nicht ganz blöd ist kann sehr gut für seinen lebensunterhalt aufkommen

Der Kaui
28.05.2009 15:31
Spion Team
naja blurboy, deine argumentation hinkt etwas, bzw widersprichst du dir.. du redest davon "große firmen anzulocken" und sprichst nen satz später darüber das sie hier keine absatzmärkte finden..

unter ner "großen firma" verstehe ich aber eben schwerindustrie oder großdimensionierte handelsunternehmen, die ihre absatzmärkte nicht in einem umkreis von 5 kilometern um den firmenzaun finden sondern bereits als global player oder nationale größen agieren.
und eben für diese sind seewege, zuganbindungen, autobahnen (es gibt auch noch die A19)) und sogar flughafenanbindungen sehr wichtig.

und das mti dem platz, ist nicht unentscheidend.. ich bitte an die debatte zu erinnern in der Airbus entweder hier oder in hamburg gebaut werden sollte...

man hätte in laage sogar extra den flughafen erweitert und außerdem gab es hier nur wenige probleme mit "zugvögeln und deren nistplätzen"

das land tut schon einiges dafür damit es attraktiv bleibt und weiter wird.

und der freizeitaspekt ist nicht zu verachten.. große unternehmen legen mitunter viel wert darauf das ihre angestellten ein ausgewogenes freizeitangebot finden, um die produktivität aufrecht zu erhalten.. und da stell ich es mir eher schwieriger vor im ruhrpott zu wohnen und ne "raucherlunge" beim joggen zu bekommen..

und auch der bildungsaspekt ist wichtig.. ich selbst hab mal ein jahr in nem unternehmen gearbeitet das sehr eng mit einem zweig der uni rostock zusammengearbeitet hat..was ein geben und nehmen von forschungsergebnissen zur folge hatte.
und das unternehmen sieht zwar klein aus, war aber die tochter eines der führenden biotech unternehmen (weltweit).

ich könnte endlos so weiter machen, aber was ich sagen will ist wohl klar
Bitte melde dich an, um Beiträge hinzuzufügen.