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Oooh...wann kommst du... Teil 4

Niviene | 27.06.2007 Aufrufe Symbol 0 Kommentare Symbol 0

Heftig geforscht wird auch in den Labors der großen Pharmaunternehmen. Und das ist für viele Kritiker die wahre Ursache für die jüngste Welle an sexuellen »Krankheiten«. Vor allem die amerikanische Psychotherapeutin Leonore Tiefer führt gegen die Medikalisierung der weiblichen Lust seit vielen Jahren einen erbitterten Kampf. Ihre Homepage heißt passenderweise fsd-alert.org, FSD-Alarm. Sie nennt FSD schlicht »einen neuen medizinischen Mythos«. Die von ihr mitbegründete Vereinigung The New View veranstaltete im Juli einen Kongress in Montreal, der den Untertitel »Profit versus Genuss« trug.

Tiefer ist überzeugt, dass sich die Pharmaindustrie nach dem finanziellen Erfolg von Viagra nun an den nächsten Multimillionenmarkt heranmacht, die sexuell - möglicherweise - unzufriedenen Frauen. Je eindeutiger eine »Krankheit« festgestellt werden kann, umso bereitwilliger stecken die Unternehmen Geld in die entsprechende Forschung. Edward Laumann, der die am häufigsten zitierte amerikanische Studie verfasste, wurde passenderweise von Pfizer finanziert. Das Unternehmen hat allerdings im Februar 2004 die Forschung an einem Viagra für Frauen, das ebenfalls eine bessere Durchblutung der Genitalien zum Ziel hatte, eingestellt. Die Erregung des Mannes kann eben nicht mit der Lust der Frau gleichgesetzt werden. Lust entsteht bei Frauen nicht zwischen den Beinen, sondern zwischen den Ohren. Deshalb konzentriert sich Pfizer dem Vernehmen nach nun auf die Suche nach entscheidenden Neurotransmittern.

Bei der Konkurrenz Procter & Gamble versucht man unterdessen, von der amerikanischen Kontrollbehörde FDA (Food and Drug Administration) die Genehmigung zu bekommen, das Testosteron-Pflaster Intrinsa auf den Markt zu bringen. Dieses rege die Libido von Frauen an. Doch die FDA zeigt sich nachhaltig skeptisch, was die Langzeitfolgen dieser Hormonbehandlung betrifft. Außerdem hat sich im Test die Zahl der sexuellen Aktivitäten bei den Frauen durch die Anwendung des Pflasters lediglich von drei auf fünf pro Monat erhöht. Jene aus der Placebo-Kontrollgruppe kamen von drei auf vier - ganz ohne Testosteron.

Der Gedanke an eine Lustpille für Frauen ruft bei Ulrike Brandenburg gemischte
Gefühle hervor: »Es gibt auch im Zeitalter der Emanzipation noch immer sehr hierar-
chisierte Paarbeziehungen. Und wenn er dann Druck macht, dass sie diese Pille futtert, dann finde ich das bedenklich. Das bedeutet doch wieder: Sie hat Lust zu haben.«

Auch viele Gerätehersteller versuchen ihr Glück auf dem neuen Markt, der eigentlich gar keiner ist. In den USA gibt es seit kurzem Slightest Touch, ein Set aus zwei Elektroden, die jeweils an die Fußgelenke gepappt werden und durch einen leichten Stromimpuls der Anwenderin zu größerer Erregung verhelfen sollen. Ein Eros-CTD (steht für clitoral therapy device) genannter kleiner Sauger zielt auf die Klitoris ab und soll dort schon mal die Durchblutung erhöhen. Die Testpersonen seien von dem Gerät so begeistert gewesen, dass sie es gar nicht mehr hergeben wollten - sagt der Hersteller.

Um einiges sanfter wirkt Zestra, ein Bio-Massageöl, das in den USA und in Großbritannien vertrieben wird und bei uns nur über das Internet zu bekommen ist. Es ist eine Mischung aus den Ölen von Borretschsamen, Nachtkerze, Angelikawurzel sowie aus Buntnesselextrakt und soll nicht nur die lokale Erregbarkeit an den Genitalien, sondern auch die Reizweiterleitung Richtung Gehirn verbessern. Der Hersteller unterzog sein Produkt sogar freiwillig einer klinischen Studie, welche die Wirkung eindeutig bestätigte - allerdings bestand die Testgruppe nur aus je zehn Frauen mit und ohne FSD. Hin und wieder bringt übrigens auch simples Gleitgel die Sache wieder richtig ins Laufen.

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